Bericht über COLT in der Tagespresse (Berchtesgadener Anzeiger)
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Sehr geehrter Leser, liebes Mitglied, lieber Freund oder Gönner von COLT,
auch 11 Jahre nach unserer Gründung ist „COLT Deutschland e. V.“ noch immer ein recht kleiner und überschaubarer Verein – wir verfügen gerade einmal über (derzeit) 21 Mitglieder.
Trotzdem können sich unsere Erfolge für das Kinderheim in Kambodscha durchaus sehen lassen.
Lediglich die Bekanntheit unseres Vereins und unseres Engagements könnte größer sein.
Umso mehr freut es uns, dass wir gleich zu Jahresanfang 2018 – am 5. Januar – mit einem Bericht über uns und unser Wirken in der örtlichen Presse erschienen sind. Der Berchtesgadener Anzeiger veröffentliche den im Folgenden genannten Bericht, den wir lediglich aus Gründen der besseren Darstellung abgeschrieben haben.
Viel Interesse bei der Lektüre…
Vom Müllkind zur Lehrkraft
Berchtesgadener Verein „C.O.L.T.“ bekommt von kambodschanischer Regierung Zertifikat
Berchtesgaden – Wer ihre Eltern sind, wissen sie nicht. Ein Zuhause hatten sie nie. Endstation Müllhalde. Wer Glück hat, bekommt einen Heimplatz, wenn aber auch das Heim vom Unwetter weggerissen ist und man auf der Straße landet, die auch keine mehr ist, wohin dann?
Das ist Alltag in Kambodscha. Ein vergessenes Land. Seit elf Jahren engagiert sich der Berchtesgadener Verein „C.O.L.T.“ ehrenamtlich, sammelt Spenden, baut soziale Einrichtungen und hilft den Ärmsten der Armen. Neben vielen Erfolgen gibt es aber auch Rückschläge. Wie aus einer „Schublade“ mit Habseligkeiten ein geordnetes Leben nahe der „Killing Fields“ werden kann, erfuhr der „Berchtesgadener Anzeiger“ im Gespräch mit Peter Heiduczek und Helmut Halmich.
„Mein Bruder Robert kam von einer Urlaubsreise aus Kambodscha zurück und berichtete von einem wunderschönen Land mit erschreckender Armut und sozialem Elend“ erinnert sich Peter Heiduczek.
„Er sagte, man müsse was tun, und fragte uns, ob wir mitmachen“, ergänzt er. Seine Freunde Helmut Halmich, Klaus Göbel, Gerhard Gasslhuber und Robert Fritschka waren schnell gewonnen und der Verein ins Leben gerufen. „C.O.L.T.“ steht für „Cambodian Organization for Living and Temporary Care“. Letztes Jahr feierte der Verein bereits sein 10. Jubiläum.
Von Beginn an steht die Förderung von Erziehung und Bildung hilfsbedürftiger Kinder in Kambodscha im Mittelpunkt.
Robert Heiduczek wohnt seit Jahren in Kambodscha.
Hilfe zur Selbsthilfe
Noch immer gibt es verminte Landstriche aus der Zeit der maoistisch-nationalen Roten Khmer. Auch Kinderprostitution ist allgegenwärtig.
Kassier Helmut Halmich ergänzt: „Das Land ist weit weg und Krisenherde gibt es viele auf der Welt. Wir haben uns des Schicksals Kambodschas angenommen und seither viel bewegt.“ Alles begann mit einfachem Hüttenbau, erzählt er. „Keines der Kinder hatte etwas für sich alleine, Schulunterricht gab es nur dann und wann, die hygienischen Verhältnisse waren für europäische Ansprüche katastrophal. Duschen hieß: einen Topf Wasser über den Kopf.“
Zwischen 2005 und 2015 errichtete „C.O.L.T.“ vor den Toren der Hauptstadt Phnom Penh ein Heim für 30 Kinder und Jugendliche. Mittels Unterkunft, gesunder Ernährung, hygienischer Maßnahmen und einer medizinischen Versorgung verbesserte der Verein Existenz und Lebensverhältnisse nach und nach. Sowohl Heimkindern, Schülern und auch einigen armen Studenten sollten Perspektiven geschaffen werden.
2018 eröffnete „C.O.L.T.“ die eigene Kindertagesstätte für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Bis zu 10 Kinder konnten qualifiziert betreut und an das Lernen herangeführt werden. Viele waren unterernährt und krank. Oft mussten Kinder durch Betteln und Müllsammeln zum Familieneinkommen beitragen. Sozialarbeiter versuchen, die Kinder wieder in Familien zurückzuführen.
Ein Schwerpunkt des Vereins beruht auf späteren Ausbildungsmöglichkeiten. Die kostenlose Teilnahme an Englischunterricht und Computerkursen für Jugendliche wurde eingerichtet.
Halmich: „Das hat einen ganz besonderen Hintergrund. Es ist nicht so, dass wir das Geld nur reinpumpen und sagen: Nun macht mal“. Dazu seien die Leute oftmals nicht fähig. „Sie haben eine andere Mentalität als wir Europäer. Helfen heißt für uns: Hilfe zur Selbsthilft. Daher ist uns die Nachhaltigkeit des Projekts so wichtig. Ein ehemaliges Heimkind, zum Beispiel, ging an die Uni und wird jetzt örtliche Lehrkraft.“
Mit Hartnäckigkeit gegen Rückschläge
Aber es gibt immer wieder Probleme. Bis 2015 befand sich die Vereinseinrichtung auf gemieteten Grundstücken und der Fortbestand wurde komplizierter. Die Mieten stiegen, die Stadt verkaufte viele Grundstücke und der Mietvertrag wurde nicht verlängert. Nur durch eine schnelle Spende konnte ein eigenes Grundstück erworben werden. Es entstand ein neues Gemeinschaftszentrum und wurde zum Mittelpunkt der verarmten Gegend. Auch die Bebauung erwies sich während der Regenzeit 2016 als problematisch, was unkalkulierte Investitionen nach sich zog. Im vergangenen Jahr musste an der Entwässerung und der Befestigung gearbeitet werden. Das fraß einen großen Teil der Spenden.
Dennoch gelang 2017 die Wiederinbetriebnahme der eigenen Schule. Nach monatelanger Organisationsarbeit und der Wiederverwendung von Materialien des ursprünglichen Gebäudes konnte der Unterricht wieder stattfinden. 70 Kinder und Jugendliche besuchen derzeit täglich die Schule. Lehrer und Freiwillige helfen dabei, je nach Kapazität will „C.O.L.T.“ in die Erwachsenenbildung investieren und sich weiter in die Dorfgemeinschaften integrieren. Studenten können sogar ihr Praktikum in der Kindertagespflege oder durch Computerunterricht absolvieren.
Mittlerweile gehört auch eine kleine Klinik zur Einrichtung. „C.O.L.T.“ gab einem bisher ausschließlich mobilen medizinischen Team ebenfalls eine neue Heimat und seit 2016 werden mehrere wöchentliche, kostenlose Ärztesprechstunden angeboten.
Ergänzend gefördert werden soll auch das Umweltbewusstsein – zum Beispiel im Umgang mit Plastikmüll machen sich die Kambodschaner kaum Gedanken.
Zertifikat von der Regierung
Auch das Sport- und Freizeitangebot genießt einen hohen Stellenwert in der Einrichtung. Ob Fußball, Volleyball oder Badminton, auch Schach, Basteln und Computerstunden stehen zur Verfügung. Das ist für „C.O.L.T.“ wichtig, denn es begeistert, bildet und fördert das soziale Miteinander der Kinder.
Vereinshöhepunkt 2017 war die Auszeichnung des Sozialministeriums für die geleistete Arbeit entsprechend der gesetzlichen Anforderungen zur „alternativen Pflege für Kinder“. Das von der UNICEF mit angestoßene Gesetz wurde von „C.O.L.T.“ erfüllt und man erhielt im Rahmen der Umsetzung von der Regierung ein Zertifikat. „Dieser Erfolg macht uns stolz und war nur durch Spenden umsetzbar. Außerdem arbeiten wir alle ehrenamtlich und können versichern, dass die Spenden zu 100 Prozent der Einrichtung zu Gute kommen“ erklären Peter Heiduczek und Helmut Hamich abschließend.