Dezember 2022
Und wieder ist ein Jahr vorbei…
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit großen Schritten geht das Jahr 2022 seinem Ende entgegen.
Wie immer sollte uns dies Gelegenheit geben einen Blick zurück zu werfen, auf freudige und weniger erfreuliche Entwicklungen.
Fangen wir doch mit den positiven Dingen an.
Im Jahr 2022 durften wir weitgehend die Zeit der Corona-Einschränkungen hinter uns lassen – das Personal in Kambodscha konnte wieder ungehindert zur Arbeit erscheinen, die Kinder wieder regelmäßig den Unterricht in den öffentlichen Schulen und in unserer Gemeinschaftsschule besuchen, anstatt weiterhin auf ein „E-Learning“ zu setzen, das natürlich nur eine Notlösung sein konnte.
Positiv zu bewerten ist auch die Tatsache, dass wir inzwischen bereits
24 Kinder in unserer KiTa betreuen. Auch die in 2022 neu an den Start gegangene Vorschulklasse wurde gut angenommen und hat sich bewährt…für beide gibt es bereits eine Warteliste.
Die Restriktionen sind auch dahingehend gelockert worden oder sogar ganz entfallen, wenn es darum geht uns vor Ort wieder zu unterstützen.
So konnten im auslaufenden Jahr erneut viele Praktikanten und freiwillige Helfer aus Kambodscha, aber auch wieder aus der ganzen Welt COLT in seiner täglichen Arbeit unterstützen.
Wir durften mehrfach kambodschanische Studenten der NISA (National Institute of Social Affairs) begrüßen, ebenso Studenten aus den Niederlanden (Windesheim) und sogar zwei Studenten der bekannten amerikanischen Universität Princeton.
Diese beiden waren voller Engagement und mit positiven Erinnerungen wieder nach New Jersey heimgekehrt, wo man bereits über eine erneute Entsendung von Studenten für 2023 nachdenkt.
Auch konnten wir über unseren eigenen, kleinen Tellerrand hinaus den Menschen in unserer Gemeinde zu Hilfe kommen.
Nicht nur, dass wir durch unser Unterrichts- und Freizeitangebot viele Kinder sinnvoll betreuten und zahlreichen Eltern die Gewissheit gaben, dass ihre Kinder in guten Händen und einem sicheren Umfeld den Tag verbringen, wir konnten in kleinem Rahmen auch existenzielle Hilfen geben.
Stichwort: Regenzeit und Überschwemmungen
Obwohl Überschwemmungen in der Regenzeit immer wieder vorkommen, so ist dies stets mit großen Einschränkungen und Verlusten für die Betroffenen verbunden.
Während wir beim Neubau unseres Gemeinschaftszentrums Vorkehrungen gegen Hochwasser getroffen hatten – wir liegen schließlich in der Nähe einer Flussschleife des Mekong – so trifft es die Menschen in der näheren Umgebung immer wieder hart.
Wochenlang musste man sich dort mit dem Hochwasser und den Überflutungen arrangieren. Da kamen unsere Unterstützungen in Form von Sachspenden – Nahrungsmitteln und Hygieneartikel – gerade Recht.
Auch wenn wir hierfür eigentlich keinen Etat vorgesehen hatten, so halfen wir als Teil unserer Gemeinschaft im Rahmen unserer Möglichkeiten gerne.
Durch unsere letzte Spendenaktion in Deutschland, die wir zwischen August und November „am Laufen hatten“, versuchten wir das hierfür ausgegebene Geld wieder einzunehmen. Fairerweise muss man aber sagen nur mit mäßigem Erfolg. Ohne eigene Spenden unserer Vorstandschaft und deren Freunde und Familien sowie einer Verdopplung durch unsere Hausbank, der Sparkasse Berchtesgadener Land, hätten wir das gesetzte Ziel nicht erreicht.
Wir sind allen Spendern sehr dankbar, die sich wieder an dieser Aktion beteiligten - aber es ist gerade in Deutschland festzustellen, dass eine in den letzten Jahren gekannte Spendenbereitschaft abnimmt.
Dies liegt vorrangig an schwieriger werdenden Zeiten, in denen die „einfachen“ Leute mit zahlreichen, eigenen Problemen zu kämpfen haben.
Sei es eine Inflation, die mit derzeit knapp 10 Prozent die größte Geldentwertung seit vielen Jahren darstellt. Sei es die enorme Steigerung der Kosten für Öl, Gas, Kraftstoffe oder auch Strom, die nur allzu leicht auf den Überfall Russlands auf die Ukraine und der daraus resultierenden Embargopolitik der EU geschoben werden und das unsägliche „Krisen-Gewinnlertum“ nicht berücksichtigt.
Oder die in Folge dieser Rohstoff-Krisen steigenden Kosten für Lebensmittel, Waren und Dienstleistungen, natürlich auch ganz einfach nur der Kosten für die Grundbedürfnisse der Menschen, z. B. das Wohnen.
Ich denke, vieles davon sind hausgemachte Probleme einer verfehlten oder zu zögerlichen Politik der letzten Jahre, die eine aktuelle Regierung in Deutschland trotz aller Probleme für die Menschen vor Ort noch nicht wirklich in den Griff bekommt – werden doch scheinbar nur die Symptome bekämpft, nicht die Probleme.
Und wenn man die eigenen, finanziellen Mittel besser zusammenhalten muss, dann ist nur eine logische Folge, dass man weniger davon abgibt.
Doch auch in Kambodscha liegt nicht alles nur im Sonnenschein.
Während die Wirtschaft erfreulicherweise boomt profitiert auch hier der „kleine Mann“ vergleichsweise wenig. Straßenausbau über Land oder die bauliche Entwicklung überwiegend der Städte – allen voran der Hauptstadt Phnom Penh – gehen rasant voran. Der wirtschaftliche Einfluss Chinas hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, eine daraus resultierende, positive Entwicklung für die kambodschanische Bevölkerung kann man derzeit aber noch nicht erkennen, da Beschäftigte oft aus China nachgeholt werden, die den Großteil der anfallenden Arbeit und Löhne auch wieder vereinnahmen.
Durch vielerlei Maßnahmen und Beschränkungen stagniert auch der Boom der letzten Jahre im Bereich Touristik. Es wird zunehmend Wert auf das hochpreisige Segment gelegt, wie es andere Touristik-Hotspots in Thailand oder Vietnam schon vorgemacht haben und das Weltkulturerbe von Angkor Wat wird hauptsächlich im asiatischen Raum gepuscht.
Wollen wir aber den Blick von der großen Bühne zurück auf das kleine, eigene Umfeld richten.
Was gibt es an Umbrüchen vor Ort und bei COLT zu berichten?
In 2022 gab es wieder eine gewisse Fluktuation bei unserem Personal. Wir bekamen einen neuen Wachmann, neue Kindergärtnerinnen, einen neuen Lehrer… und zum Ende Oktober hat uns Kristine, unsere Koordinatorin aus Norwegen verlassen, die in den letzten sieben Jahren für wertvolle und verlässliche Arbeit für die Entwicklung von COLT stand.
In den Niederlanden hat unsere langjährige Schatzmeisterin aus familiären Gründen ihre Arbeit einstellen müssen und auch bei uns in Deutschland ist es nach mehr als einem Jahr noch nicht gelungen, einen Nachfolger als Schriftführer unseres kleinen Vereins zu finden – es wird somit immer schwieriger, verantwortungsbewusste Menschen für diese wichtigen Funktionen zu gewinnen.
All diese Brüche beim Personal sind an sich betrachtet nicht schlimm, denn nichts ist auf die Ewigkeit ausgelegt - sie ziehen aber stets Einarbeitungs- und Umgewöhnungszeiten, wenn nicht gar eine Anhäufung von Tätigkeiten nach sich, die objektiv Hemmschuhe sind.
Wichtig wäre deshalb, dass es bei allen unseren „Gliedern“ von COLT einen zunehmenden Eintrag an Engagement und Unterstützung gibt, z. B. durch neue Mitglieder, Förderer, Spender.
In diesem Sinne:
Arbeiten wir gemeinsam an einer immer noch ein Stück besseren Zukunft für unser gemeinsames Projekt,
die Kinder von bzw. bei COLT.
Im Namen unserer Vorstandschaft wünsche ich Ihnen allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein gesundes, neues und erfolgreiches Jahr 2023!
H. H.